Kyoto, zweiter Teil

Die erste Nacht im Hotel war ganz gut, trotz der eher ungewöhnlichen Schlafsituation. Aufgestanden sind wir gegen 9 Uhr, und sind dann als erstes zum einkaufen zu einem Supermarkt gegangen, der uns am Vortag bereits aufgefallen war und nur wenige Meter die Straße hinauf lag. Etwas kleiner als unser "Santoku" in Tokyo, aber doch groß genug für eine recht gute Auswahl. Wir kauften uns Brot, Marmelade und Instant-Kaffee und machten uns auf den Rückweg. Im Hotel aßen wir dann ohne auch nur einem der anderen Gäste zu begegnen. Gegen 10 Uhr rückten wir aus.

Unser Plan für diesen Tag hieß: Hiei-zan (Berg Hiei) sowie Enryakuji, ein Tempel der sich nahe des Gipfels befinden sollte. Wir mussten also zunächst zur Kyoto Station (sind gelaufen), dann bis Sakamoto gefahren (etwa 20 min) und machten uns auf den Weg. Da Kyoto und Umgebung von Bergen geradezu umringt ist und die zu allem Überfluss auch noch alle ziemlich gleich aussehen, war für uns nicht ersichtlich auf welchen wir genau eigentlich zusteuerten. Der Weg durch das kleine Örtchen Sakamoto hat sich aber als Problemlos herausgestellt, der er führte geradewegs zum Fuß des Berges.

Lasst mich noch erzählen, warum ich den Hiei-zan unbedingt besuchen wollte: Der Enryakuji ist der Hauptsitz der buddhistischen Tendai Sekte (eine der wichtigsten und größten Sekten) und wurde dort von ihren Gründer 788 errichtet. Honen und Nichiren, die später beide eigene Sekten gründeten,verbrachten dort einige Zeit im Studium. Im Jahre 1571 wurde der Tempel von Oda Nobunaga (dem ersten Reichseiniger Japans) angegriffen und weitgehend niedergebrannt, da ihm die Kriegermönche der Tendai zu viel Macht und Einfluss besaßen. Später wurde er wieder aufgebaut und beherbergt auch heute noch die Tendai Sekte.

Als wir schließlich eine große steinerne Treppe erreichten fragten wir einen uns entgegenkommenden japanischer Wanderer, ob dies der richtige Weg zum Tempel sei und er sagt, wenn wir zu Fuß gehen wollen, dann schon. Es gäbe auch noch ein "cable car", eine Art Bergbahn, die bis nach oben fährt, aber das war uns natürlich zu langweilig. Also machten wir uns an den Aufstieg. Und wie es dort aussah, könnt ihr hier sehen:

Von der Station aus

Der Weg zum Berg

Bambus :)

Die Stufen am Fuß des Berges

Blick auf den Biwako (See)

Nachdem wir die Zivilisation eine Weile verlassen hatten, die letzte Begegnung mit einem anderen Menschen mehr als eine Stunde zurück lag und unser Weg mehr und mehr Ähnlichkeit mit einem Flussbett entwickelte, fragten wir uns ob wir vielleicht irgendeine Abzweigung verpasst hatten oder so etwas, aber es erschien und abwegiger zurückzugehen denn weiterzuziehen und wir setzten unseren Weg fort.

Louis und die "Schluchten"

Auf der Suche nach einer Abkürzung (ohne Erfolg)


Je höher wir kamen desto mehr Schnee gab es!

Nach etwa drei Stunde doch recht anstrengender Wanderung erreichten wir dann etwas, dass sich (Enryakuji Kaikan) nannte und offenbar zur Tempelanlage gehörte. Allerdings konnten wie auf den Karten nirgendwo ein Hauptgebäude erkennen, sondern nur viele kleinere und größere Tempel sowie Schreine, die sich auf einer weiten Anlage hin verteilten. Wegen der Schreine wunderten wir uns etwas und nahmen an, vom eigentlichen Enryakuji noch etwas entfernt zu sein. Durch simples Nachfragen erfuhren wir aber, dass es sich bei der ganzen Anlage um den gesuchten "Tempel" handelte und wir unser Ziel erreicht hatten. Wir nahmen uns dann erst einmal die Zeit uns alles anzuschauen und verbrachten noch einmal eine gute Stunde dort oben.
Einen der größeren Tempel durfte man auch betreten, allerdings wie am Vortag drinnen keine Fotos machen. Es war einer der Tempel, die eine tiefe Ruhe austrahlten und ebenfalls eines der Highlights meines Kyoto Besuches. Einerseits ist es zwar etwas Schade, dass ich euch keine Fotos zeigen kann aber auf denen würde der Tempel auch nicht solchen Eindruck machen.


Schneebedeckte Gipfel

Ein kleiner Inari(Fuchs)-Schrein










Das wichtigste Gebäude der Tendai-Sekte!


Da die Zeit mittlerweile recht weit vorangeschritten war, entschieden wir uns für den Rückweg das Cable Car zu benutzen, bezahlten die 700 Yen und fuhren in Schneckentempo nach unten. Zurück in Sakamoto liefen wir schnurstracks zur Station, setzten uns in den Zug nach Kyoto und liefen von der Station zurück zum Hotel und fanden auf dem Weg sogar noch ein nettes kleines Lokal zum Mittagessen, welches wir dann auch recht nötig hatten. Zurück im Hotel gönnten wir uns eine kurze Pause wollten dann den zweiten Plan des Tages angehen, den Ginkakuji (berühmter, silberner Pavillon). Ich hatte nachgelesen, dass man von einem anderen sehenswerten Tempel aus, dem Nanzenji auf dem (Tetsugaku no michi - "Philosopher's Path") zum Ginkakuji laufen kann und so fuhren wir nur ein kleines Stück mit der Metro und liefen dann zum Nanzenji. Auf dem Weg kamen uns ungewöhnlich viele Schüler in Uniformen entgegen, es schien sich also eine größere Schule in der Nähe zu befinden.

Am Nanzenji angekommen merkten wir, dass es mittlerweile zu dunkel war und gute Fotos zu machen oder überhaupt die Infoschilder lesen zu können, sodass wir uns nach einer kurzen Runde entschieden, den Rückweg anzutreten und diese Tour auf den nächsten Tag zu verschieben.
Auf dem Rückweg sind wir dann durch Gion gelaufen, welches wir am Tag zuvor ja bereits kurz durchquert hatten. Bei Nacht allerdings entfaltete sich eine völlig anderen Wirkung! Das Zusammenspiel von sanftem orangem Licht, die Gerüche aus den nun geöffneten kleinen Läden, die gedämpften Stimmen, der Fluss den wir noch fanden sowie die alten Gebäude versetzten uns in der Zeit zurück und schufen eine wunderbare und unvergleichliche Atmosphäre.
(Tut mir leid dass die Bilder nicht so super sind, für Nachtbilder ist meine Camera einfach nicht geeignet ...)





Nach einen etwas ausgedehnteren Spaziergang kehrten wir abermals zum Hotel zurück und fragten unseren "Manager" ob er uns nicht ein gutes Lokal hier in der Nähe empfehlen könnte. Nach kurzer Fragerei entschieden wir uns zum  (Okonomiyaki - wird auch japanische Pizza genannt, fragt am besten Google :P) und er gab uns eine einfache Wegbeschreibung (rechts, links und dann neben dem fast/first Gebäude, da waren wir nicht so ganz sicher was er meinte ...), der wir versuchten zu folgen - völlig ohne Erfolg. Wir haben lange gesucht und schließlich aufgegeben, nachdem wir etwas weiter weg einen anderen Laden gefunden hatten, der ebenfalls Okonomiyaki anbot. Wir blieben dann da, es war auch lecker nur etwas seltsam, denn dieser Laden bot einem leider nur ein einziges Gericht, dafür aber viel überteuerten Alkohol an.

Und damit endet auch der Zweite Eintrag zu Kyoto, der dritte sowie die anderen folgen in Kürze!

Kommentare

  1. Wenn ich die Steigung auf den Bildern sehe, krieg ich im Sitzen schon Atemnot (meine derzeitige Verfassung fordert mich schon bei den kleinsten Treppen sehr heraus^^). Kann man sagen auf welcher Höhenlage sich die Tempelanlage befand (so bei drei Std Fußmaß muss das ja schon ordentlich sein)? Gut, dass du so wandererprobt bist ;)
    Deine Abendaufnahmen und die Beschreibung reichen für einen Menschen mit viel Phantasie aus, um ansatzweise die Atmosphäre nachvollziehen zu können. Sehr sehr schön, was du da so erlebst und dass du vor allem aus kleinen Dingen schon so schöne Momente für dich herausziehst!

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  2. Ich finde Bibi bringt es auf den Punkt, es sind die kleinen Momente, die du mit einen amüsierten Augenzwinkern so beschreibst, dass ich oft volle Pulle lachen muss. Super!

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