大山 - Ôyama

Nachdem ich nun meinem Blog etwa 2 Wochen lang keine Aufmerksamkeit in Form eines neuen Eintrages mehr gewidmet habe, wird es mal wieder Zeit.

Als erstes nun der Eintrag/Bericht von der Wanderung zum Oyama, einem rund 1250m hohen Berg in der Region Kanagawa. Als ich kurz nach Neujahr noch einmal bei Tomio zu Besuch war und leckeres Neujahrsessen bekommen habe (siehe letzter Post), haben wir bereits den Plan gefasst zusammen den Oyama zu besuchen und ich habe kurz darauf noch Louis und Raul (Spanier aus meinem Wohnheim) dazu gewinnen können. Zusammen machten wir uns dann am letzten Montag (09.01), den wir aufgrund eines Feiertages ("coming of age day") frei hatten, früh auf den Weg.
In Shinjuku stiegen wir von der JR Linie zur Odakyû Linie um und erfreuten uns an der Infotafel, welche uns die verschiedenen "Arten" der Züge näher bracht: local (langsam, da er überall hält), semi-express (etwas schneller), express (schnell) und rapid express (sehr schnell), sowie das "romance car". Da sie alle gleich kosten, versucht man natürlich möglichst den schnellsten zu erwischen, wir haben daher mangels eines rapids nur den normalen express genommen.
Nach etwa einer Stunde Fahrt erreichten wir unsere Zielstation Isehara und trafen mit Tomio zusammen, der bereits angekommen war. Da unser Ausflugsziel allerdings noch eine Kilometer von der Zugstation entfernt lag, durften wir noch etwa 30 min mit dem Bus in die Berge fahren und dann ging es endlich los.

Als erstes liefen wir noch etwas durch die Außernbereiche eines kleinen Dorfes ("Provinzkaff" wie Tomio es nannte) gelaufen, hinauf bis zu einem Tempel, an dem gerade eine Zeremonie stattfand. Am Weg tummelten sich viele kleine Läden und Verkaufsstände, die mich irgendwie an den Hexentanzplatz bei Thale erinnerten: Andenken und Wanderstöcke, sowie recht teures Essen. Und es gab Treppen, von denen wir noch mehr als genug sehen (und hochsteigen) mussten an diesem Tag, aber dazu später mehr.


Der Anfang ...



Raul und Louis

Ein Gedenkstein am Wegesrand

Tomio erklärt, Raul macht Fotos, Louis albert rum

... genau wie ich :)

Eine Quelle mit Münzen!

Und ein Wächter, mit Opfergaben





Als erstes erreichten wir wie gesagt einen Tempel, den 大山時 (Ooyama-ji) und waren schon recht beeindruckt, obwohl der Tempel und die Anlage recht klein waren, gab es einiges zu sehen und die Zeremonie die wir eine Weile beobachtet haben, war auch etwas besonderes. Davon habe ich natürlich keine Fotos gemacht, aber die Tempelanlage sehr ihr hier:


Das muss im Frühling oder Herbst richtig genial aussehen!


Der Eingang zum eigentlichen Tempel


Eine Waschstelle (für die Hände) mit Drachenkopf



Ein Oni, der einem direkt in die Seele schaut!

Eine Glocke, einmal läuten kostet 200 Yen





Unser nächstes Ziel bestimmten wir anhand einer Karte: der untere Schrein, von dem uns gut 300 Höhenmeter trennten (Der obere Schrein befindet sich übrigens auf der Spitze des Berges). Und wir sahen kurz darauf auch, was den Tempel von den Schreinen trennte: Treppen. So langsam wurden Ihnen bereits überdrüssig, doch half das natürlich alles nichts und wir stiegen weiter fröhlich unseren Weg hinauf. Über das Laufen an sich mag ich jetzt garnicht viel schreiben, die Umgebung war recht schön und wir haben unsere Gespräche nach einer Weile recht eingeschränkt, da es neben dem Laufen einfach irgendwann zu anstrengend wurde. Ich habe ein wenig bereut, nicht im Herbst hergekommen zu sein, da die Natur dann wirklich umwerfend aussehen muss. Aber die Gegend von Kanagawa werde ich im Frühling sicher noch ein- oder zweimal besuchen. Als nächstes wieder ein paar Bilder von unserem weiteren Weg und dem unteren Schrein.


An dieser Stelle hat uns eine Gruppe Japaner mit Post-Paketen überholt!

obligatorische Verkaufsstände


Eine Karte der Gegend mit Himmelsrichtungen



der obere Bereich des unteren Schreins

schon recht hoch (~850m)





Zu diesem Ring, den man auf den Fotos sehen kann, hat mir Tomio folgendes erklärt: wenn man vom Fuss des Berges bis hierhin läuft, und dann durch diesen Ring steigt, dann werden einem alle Sünden vergeben. Hat mich spontan sofort an den Jakobsweg erinnert, nur dass der etwas länger ist und es somit deutlich länger dauert, wenn man sich seine Sünden vergeben lassen will. Für alle Interessierten, hier gibts also die Abkürzung ;)
Wir haben auch ein Foto (mit Louis' Kamera) gemacht, zusammen als Gruppe, ich werde das mal einfordern und dann noch dazustellen.

Unser weiterer Weg zum oberen Schrein - und damit natürlich zur Bergspitze - bestand wieder einmal aus Treppen! Weitere rund 300-400 Höhenmeter hatten wir noch zu gehen und so langsam fanden wir es alle wirklich nicht mehr lustig.

Raul und Louis versuchen rückwärts hochzusteigen






Auf diesem Bild versteckt sich der Fuji





Auf dieser letzten Etappe begegneten uns recht viele Leute, die meisten waren auf dem Weg nach unten und grüßten immer freundlich. Ab und zu lachte mal einer und sagte "がんばってね" (ganbatte ne) zu uns, was dem einen oder anderen Anime-schauer vielleicht ein Begriff ist. Es bedeutet soviel wie "kämpf weiter", "mach weiter" oder "durchhalten" und wird von Japanern sehr gerne benutzt. Wir trafen auch eine Gruppe High-School Schülerinnen, die auch auf dem Weg zum Gipfel war und gerade Pause machten. Als wir etwas später eine kurze Pause einlegten überholten uns die quietschigen Mädels, was wir echten Kerle uns natürlich nicht bieten lassen wollten und die Damen ganz schnell wieder hinter uns ließen.




Da läuft Not-Proviant! Gewitzt, diese Japaner ;)


Unsere Lagerstätte





Insgesamt führen drei Wege auf die Spitze des Oyama und da wir nicht denselben Weg zurückgehen wollten mussten wir uns nun also für einen der anderen beiden entscheiden. Der eine sollte zu einer 温泉 (Onsen - heißen Quelle) führen, aber von der Landschaft her eher bescheiden sein, der andere etwas länger, aber dafür schöner. Wir entschieden uns für den Zweiten und nachdem wir gegessen und geruht hatten, machten wir uns wieder auf den Weg.
Der Weg führte uns etwa 500m den gleichen Weg hinab den wir auch hinauf gegangen waren, dann zweigte er allerdings bereits ab und wir folgten einem Trampelpfad, der zum Glück nurnoch sehr wenig Ähnlichkeit mit einer Treppe aufwies. Nach einer Weile merkten wir, dass wir auf einem Grat liefen und das wir nach beiden Seiten einen recht guten Ausblick hatten, der allerdings etwas von den Bäumen verdeckt wurde.









Nachdem wir dann eine ganze Weile gelaufen waren, erreichten wir schließlich eine Busstation, und auch gleich einen Bus, der im Begriff war ins Tal zu fahren. Wir hüpften schnell noch rein und fuhren gut 40 min die Straße entlang, die sich ins Tal hinunter schlängelte. Die Sonne war bereits langsam am versinken und tauchte die umliegenden Berge in ein schönes, oranges Licht. Da die Bäume aber recht eng standen, hat sich der Blick für ein Foto aber nie gelohnt, oder war zu schnell wieder vorbei als dass ich es rechtzeitig geschafft hätte.Nach etwa 5 min Fahrt sind meine drei Begleiter auch alle eingeschlafen und haben daher auch den zweiten Blick auf den Fuji verpasst, der im Dämmerlicht dann orange glühend sichtbar wurde.
Zurück im Tal liefen wir wir zum nahen Bahnhof und warteten auf den nächsten Express, der uns nach Shinjuku (und Tomio nach Shin-yurigaoka) bringen sollte. Zu diesem Zeitpunkt waren wir alle schon recht geschafft und ich hatte keinen Nerv mehr, weitere Fotos zu schießen. Außerdem war es eh dunkel.

Zurück waren wir etwa gegen 19.00 Uhr und, da ich versprochen hatte mich zu melden wenn ich rechtzeitig zurück bin, bin ich kurz darauf mit Amanda (aus meinen Kursen, Amerikanerin) noch etwas Essen gegangen. Der Tag war zwar wirklich böse anstrengend, aber schön und hat sich gelohnt!

Kommentare

  1. Schaut echt bisschen wie im Harz aus, besonders im Frühlings/Sommer bestimmt sehr bunt dank den vielen Pflanzen. 200 Yen für einmal Glockenläuten? Is ja fast wie aufm Kyffhäuser wo man bezahlen muss um einen Stein in einen Brunnen zu werfen ^^.

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  2. Wie gut, dass euch die Japaner auch noch schön überholt haben ^^ Verkaufsstände, Proviant.. die wissen, wie man es macht. :) Ich bin doch immer wieder von den Fotos her fasziniert, wie sehr mich diese Landschaften an die ganzen Animes erinnern. Ich meine, live muss das ganze ja nochmal umwerfender sein! Schön schön... konntest du deiner Wanderslust wenigstens auch mal gebührend nachgehen! UND: Ein Hoch auf deine erzählerischen Fähigkeiten. Zwischendurch glaubt man einen Roman zu lesen ("Die Reisen des langhaarigen Phil"). ;)

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