Samstag - der beste Tag bisher!

Natürlich musste ich wieder früh raus, denn eine kleine Tour nach Shinjuku war geplant. Für Alle die sich jetzt wundern (Hä, der wohnt doch in Shinjuku?): ja, ich wohne in Shinjuku, aber das is verdammt groß! Und wenn ich Shinjuku sage, meine ich damit meist den Einkaufsbereich und alles andere rund um die Station (sehr labyrinthartig und etwas unübersichtlich, aber man kann ja die Sprache *hust*) .

Also: um 9.30 Uhr sind wir vom Dorm aus losgepilgert und haben uns erstmal noch Marschverpflegung gekauft, dann sind wir zur Nishi Waseda Station gelaufen (dieselbe Haltestelle, die wir am Vortag schon für unsere Gruppenfahrt zur City Hall benutzt haben) und sind dort mit 160 Yen weniger in der Tasche zwei Stationen gefahren und bei Shinjuku Sanchome ausgestiegen.

Das erste Ziel war der Shinuku Gyoen, ein 50.000 m² großer Park, der drei Themenbereiche hat: japanische, englische und französische Gartengestaltung. Der Eintritt kostet uns schlappe 200 Yen (sehr günstig) und wir laufen etwa drei Stunden durch die riesige Anlage. Der Park beeindruckt sehr, vor allem der japanische Teil ist sehr schön (Zufall? Oder großangelegte, versteckte Verschwörung? ... egal!).
Wir überqueren mehrere Brücken und werden von den Fischen regelrecht verfolgt (Karpfen von Maßen bis 50cm!), die gierig nach Futter an die Oberfläche schwimmen. Später entdecken wir auch zwei Schildkröten, die ähnliches Verhalten an den Tag legen. Zum ersten Mal bereue ich richtig meine Schusseligkeit und das fehlen meiner Kamera ... aber Bilder werden dennoch folgen! Viel mehr zum Park will ich gar nicht sagen, außer: den muss man einfach gesehen haben! Zwischendurch hat man wirklich das Gefühl, die Autos, den Lärm und die Hochhäuser hinter sich gelassen zu haben.

Nach dem Park sind wir dann nach Lust und Laune durch Shinjuku gebummelt, haben einen großen Bücherladen mit Unmengen an Mangas durchforstet, sind in ein zugerauchtes Cafe gegangen und schnell wieder geflohen und schließlich im Starbucks gelandet, wo wir eine Pause gemacht haben. Unser Mittagessen bestand aus Konbini-Onigiri. Wir haben uns noch jeweils eine Suica-Card (Multifunktions-Bahn-Karte, die mit Geld geladen werden kann) geholt. Zurück waren wir etwa gegen 16 Uhr.

Dann hatten wir zwei Stunden für uns, bis sich eine kleine Gruppe der Houshien Studenten zum Abendessen treffen wollte. Zu fünft (2 Italienerinnen, eine Deutsche, eine Schweizerin und ich) sind wir dann die Straße nach links in ein ラーメン (Raamen, chinesische Nudelsuppe) Lokal gegangen, ich habe mir allerdings nochmals 餃子 Gyôza bestellt, da meine letzten ja irgendwie misslangen (siehe vorheriger Post). Die waren sehr gut! Als wir saßen, hörten wir Gesang und Trommeln von draußen und entdeckten eine Art Umzug, wie man ihn auf (Volks)festen zu praktizieren pflegt. Interessiert aßen wir auf und folgten dem Zug zu dem Schrein, der an einer Straßenkreuzung gleich hinter unserem Dorm lag und entdeckten ...


... dass dort ein traditionelles Schreinfest im Gange war! Es gab allerlei Essen- und Getränkestände (Takoyaki, Tempura, Yakitori, eine Art runde Kekse und vieles mehr), sowie Spiele, wie das bekannte Fische fangen. Außerdem wurde auf einer großen Trommel auf einem kleinen geschmückten Holzturm gespielt und auf der Bühne und darum herum tanzten eine Menge Leute, teilweise im Yukata aber meist in Straßenkleidung, recht eingängige, aber sehr lustige und schöne Tänze. Wir schauten eine Weile interessiert zu und als uns zwei Ältere Damen, die an uns vorbeitanzten, dabei ertappten, wie wir die Bewegungen imitierten, forderten sie uns zum mitmachen auf. Wir ließen uns nicht lange bitten und tanzten zuerst etwas ungelenk, aber dann doch recht gut die Tänze mit, die sich jedes Mal leicht unterschieden. Jeder Tanz bestand aus mehreren Bewegungen, die Arme und Beine umfassten. Zu jeder Armbewegung wurden (recht einfache) Schritte nach vorne, zu den Seiten oder nach Hinten ausgeführt, die Armbewegungen erinnerten teilweise ans Taichi - Man bewegte immer beide Arme, einmal fließend von oben nach unten, zu einen und zur anderen Seite, auseinander und zusammen, es wurde viel in die Hände geklatscht und sich gedreht. Auch ein Hawai-Tanz war dabei, wo man Wellen nachahmte. Insgesamt haben wir bestimmt zehn verschiedene Tänze mitgemacht, wobei jeder Tanz etwa 1-2 Minuten dauerte und jeweils einmal wiederholt wurde. Unsere Tanzeinlagen weckten das Interesse der Zuschauer und Mittanzenden, die uns lobten und aufmunterten, weiterzumachen. Wir bekamen sogar zweimal Freigetränke und einen 500 Yen Gutschein, den wir auf dem Fest einlösen konnten.






Einen nicht ganz so tollen Abschluss hatte der Tag, als unser deutsches (bayrisch-blondes) Mädel von einem recht beleibten Schwarzen doch ziemlich aggressiv angemacht und bedrängt wurde ("Hey, I wanna be your boyfriend! Come on!").
Sie machte gerade Pause und kam dann Hilfesuchend zu mir, als ich gerade an Ihnen vorbei tanzte. Ich schlug ihr vor, einfach wieder mitzutanzen um dem Kerl zu entkommen. Er patroullierte dann aber um die Tanzenden herum, ich behielt ihn im Auge. Adrenalinpegel stieg. Wir konnten in der Menge verschwinden, als der Tanz endgültig zu Ende war und holten uns unsere Tanzbelohnungen von dem Gutschein. Der aufdringliche Kerl fand die drei anderen Mädchen aber wieder, sodass ich mich gezwungen sah, dieses mal direkt einzugreifen und sie zu "retten". Adrenalin auf Maximum. Wir führten ein kurzes Gespräch (Er: "You can leave now" - "I Won't do that, lets go girls" - "Are you Student? Which University?" - You don't need to know") und verschwanden dann. Ich bin froh, dass es dabei geblieben ist, aber ich vermute, dass er keine Konfrontation wollte, da er es nicht weiter versucht hat. Die Damen waren sehr dankbar für mein Eingreifen und wir entfernten uns, gingen noch einmal schnell shoppen und kehrten auf unsere Zimmer zurück.

Alles in Allem: war es der beste Tag bisher von allen, der Park war schon super aber das Tanzen hat das Ganze dermaßen gerockt! Ich hatte selten soviel Spaß!

Morgen wird der erste Ausruh-Tag: keine großartigen Pläne, nur ein Treffen zum Abendessen, wie die Tage bisher auch. Ich werde lange schlafen, etwas Lernen für den Test am Dienstag und vielleicht mal wieder etwas zocken oder Anime gucken. Mal schauen.
Daher sage ich jetzt Gute Nacht Japan, Guten Nachmittag Deutschland und ich bin erstmal weg.

お休みなさい!

Kommentare

  1. Also das die Fotos und das Video haben mir schon eine gewisse Stimmung rübergebracht. Sind die Temperaturen denn auch angenehm und auszuhalten? Hauptsache du entpuppst Dich als Spontan-Tänzer und Türsteher :)

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts