Die Tokyo-Tour und der 高尾山 (Takao-san)

Wie versprochen, hier nun mein Bericht über die Tokyo Tour am Sonntag, die von den beiden Waseda Clubs WIC und Niji no Kai organsiert wurde, sowie unsere Selbstorganisierte Besteigung des Berges Takao.

Die Tokyo Tour:

Treffpunkt für Sonntag war das "Okuma Auditorium", das Aushängeschild unserer Uni. Wir sollten uns um 10.00 Uhr dort einfinden, waren jedoch bereits etwas früher da. Es war so voll, dass man unweigerlich das Gefühl bekam, doch zu spät zu sein. Ich vermute, dass insgesamt 160 oder mehr Studenten auf einer der vier angebotenen Tokyo-touren dabei sein wollten. Nach dem wir (Fabienne und Ich) einige Zeit gewartet haben, tauchten noch einige andere bekannte Gesichter auf und schließlich sollten wir vier Reihen bilden, nach den Vier Ausflugszielen sortiert. Für zwei Gruppen ging es zum Tokyo Tower, für unsere Gruppe allerdings nach Ueno und Asakusa. Was wir Studenten allerdings unter einer "Reihe" verstehen ist sehr interessant, es glich eher einem "Haufen". Irgendwann setzte sich dieser Haufen dann in Bewegung in Richtung Bahnstation. Ich habe auf dem Hinweg mit Koki, einem der WIC Japaner, die mich auch damals am Flughafen abgeholt hatten, über die TGS vom Samstag gesprochen. Auf Japanisch! Und das hat sogar relativ gut geklappt.😸

Unsere Gruppe war die Zahlenmäßig größte, über 60 Leute. Wir kamen wie geplant am Bahnhof in Ueno an und bahnten uns unseren Weg zu einer Tempelartigen Anlage und der Statue von Saigo Takamori, einem bedeutenden Samurai der Meiji-Restauration. Der besaß offenbar auch einen Hund (siehe Bild).


Unser erstes Ausflugsziel hieß: kleinere Gruppen bilden und was zu Essen finden! Wir wurden aufgeteilt und mit einem Haufen Koreanerinnen, Chinesinnen und Vietnamesinnen zusammen gesteckt und entschieden mehrstimmig, Okonomiyaki ("Japanische Pizza" aus Osaka) und Monja (Tokyoter Variante davon) essen zu gehen. Auf Okonomiyaki hatte ich mich schon länger gefreut. War auch sehr lecker! Die Monja waren eher ... gewöhnungsbedürftig, vor allem in der Konsistenz (Matsch).
Fabienne, Sabine und ich


Danach sind wir eine enge, überfüllte, stinkende, und mit seltsamen Waren und Menschen gefüllte Einkaufsstraße lang gelaufen, wie man sie vielleicht auch in einem Chinatown amerikanischer Filme vermuten würde. Es gab meist Fisch und/oder Meeresfrüchte, Lederwaren, kleine Imbissläden oder Krimskrams. War irgendwie nicht mein Fall.

Um 14.10 Uhr (komische Zeit oder?) war dann unser Gruppentreffen angesagt und wir fuhren weiter nach Asakusa. Dort wollten wir einen großen und bekannten (und überlaufenen) Tempel besuchen, den Sensoji. Dort angekommen pilgerten wir die Shopping-Meile des Tempels hinunter und wieder einmal gab es zumeist Läden für Lederwaren, Fressbuden oder Krimskrams Läden. Und wirklich hübsch sah es da auch nicht aus.
Nach dem die Shopping Meile dann von einer etwas breiteren Straße unterbrochen wurde, kamen noch mehr Läden, allerdings in anderer Bauart und mit noch deutlicherem Fokus auf Tourismus. Das zog sich noch einige Hundert Meter hin, bis man das große Tor des Tempels erreichte. Dahinter kamen dann die tempeleigenen kleinen Läden, die Anhänger, Talismane, Ketten oder Andenken an den Tempeln verkauften. Man konnte auch eine Art japanisches Glücks-Orakel ausprobieren (100 Yen). Dabei schüttelt man eine Metallbox, und zieht dann eine Nummer heraus, die auf eines der vielen Schubfächer hinweist. Daraus entnimmt man dann einen Zettel, der einem entweder großes Glück, derbes Pech oder irgendwas dazwischen prophezeit und auch Beispiele nennt, wie sich dieses auswirken kann. Sabine hats ausprobiert und prompt Riesenpech gehabt. Diese Pech-Zettel bindet man dann an eine Metallstange, um das Pech von sich zu lenken.

Vor dem Tempel gab es ein Weihrauch Becken, dessen Rauch man zu sich heranwedelt und dann einatmet bzw. sich damit "einreibt". Das soll die Gesundheit fördern. Machen wir mal, schaden kanns ja eigentlich nicht.
Haben dann die Haupthalle des Tempels betreten, etwas Geld gespendet und kurz gebetet. Weil noch Zeit übrig war, sind wir auch die Shoppingmeile zurückgekehrt und uns das Angebot mal etwas näher angeschaut. Habe dort ein Sammel-Set von Miniatur-Rüstungen berühmter japanischer Samurai und Daimyô der Sengoku Zeit entdeckt, z.B. von Oda Nobunaga, Uesugi Kenshin oder Date Masamune. Habe mir die Rüstung von einem meiner Lieblinge, Takeda Shingen, gekauft. Sie ziert bereits meinen Schreibtisch!^^
Ich muss leider sagen, dass sich der Tempel ansonsten nicht so sehr gelohnt hat, die vielen Menschen zerstören einfach jegliche Atmosphäre.

Dann gings wieder zurück, die Meute hat sich aufgeteilt, einige sind zum Nomikai gegangen und wir anderen zurück zum Wohnheim, wo die Anderen bereits auf uns gewartet haben, damit wir Essen gehen können.


Der Takao-san:

Thomas, einer der Jungs auf dem Sodairyo Dorm, hatte für Montag eine Tour zum Takao-san, einem 599m hohen Berg etwas westlich von Shinjuku und außerhalb des Stadtbereiches Tokyo geplant. Wir sollten etwa zu zwölft sein und wollten uns um 9.30 Uhr an der Bahnstation Takadanobaba treffen. Mila und ich waren von unserem Kreis die Einzigen, die da mit wollten oder konnten, sodass wir uns um 9.00 Uhr getroffen haben, um dort rechtzeitig (mit Frühstücks-Einkaufs-Pause) anzukommen. Fünf vor halb erreichten wir die Station, trafen dort auf zwei Jungs vom Nishi Waseda Dorm und erhielten kurz darauf Unterstützung durch einen anderen Thomas aus dem Hoshien und einen Mädel aus dem Nishi Waseda. Nur von den Organisatoren der Tour sowie denn Anderen aus dem Sodairyo war keine Spur zu sehen, sodass wir irgendwann alleine loszogen. Wir fuhren bis zur Takao Station und liefen die drei Kilometer bis zum Anfang der Wanderwege. Dort trafen wir dann die anderen Sechs Wanderkollegen, die einen Zug nach uns genommen haben, aber zwischendurch die Linie gewechselt haben und bis zur Wanderstation durchfahren konnten. Daher kamen wir fast gleichzeitig dort an.

Zusammen machten wir uns auf den Weg, suchten uns die interessanteste (und längste) Tour aus und zogen los. Der erste Abschnitt des Weges zeichnete sich durch Steigungen zwischen 25 und 40°C aus ... Aufgrund der verschiedenen Laufgeschwindigkeiten faserte unser Trupp immer weiter auseinander. Wir waren aber alle ziemlich am Keuchen, mit so einem krass anstrengenden Start hatten wir nicht gerechnet. Dem ganzen die Krone aufgesetzt haben dann zwei japanische Sportler, die man eben locker an uns vorbeigejoggt sind.
Es war etwa Mittag, als wir das Ende des steilen Weges erreichten, wir waren bisher bei praller Sonne und großer Hitze gelaufen, langsam zog es sich dann aber doch zu. Wir setzten unseren Weg, dieses Mal auf gemäßigterem Grund fort und sahen, dass etwa alle 1000-1500 meter kleine Essenstände, Bänke und/oder Getränkeautomaten aufgestellt waren. Die Preise stiegen proportional zur erreichten Höhe des Berges an.

 


Die Natur in der Gegend ist sehr schön, sehr viele hunderte Jahre alte Bäume und einige interessante Pflanzen. Am Wegesrand standen immer mal wieder kleine Buddha-Figuren oder antike Lampen, die dem ganzen schon manchmal etwas magisches anhefteten. Schließlich erreichten wir dann den Tempel nahe der Bergspitze und machten eine längere Erkundungspause. Wieder einmal bereute ich, keine Camera dabei zu haben (Bild oben ist also leider nicht von mir). Nachdem wir noch eine versteckte kleine Höhle mit der Größe eines Kriechtunnels entdeckt haben, an dessen Ende sich ein kleiner Altar versteckte, setzten wir unseren Weg zur Bergspitze fort. Auf dem Weg fiel uns auf, dass wir einen Mann vermissten, aber daran konnten wir dann auch nichts ändern.
Wir fanden ihn schließlich auf der Bergspitze wieder. Der Ausblick war wirklich sehr schön, man konnte theoretisch sogar den Fuji sehen, aber leider war es zu bewölkt, sodass unsere Sicht vielleicht nur 30km weit reichte. Wir planten bereits scherzhaft unsere nächste Tour und überlegten, welchen der unzähligen Berge wie uns aussuchen sollten.

Als es dann an den Abstieg ging, fanden wir einen sehr unterhaltsamen, schmalen Weg vor uns, der von Steinen und Wurzeln geradezu überquoll. Ich war in meinem Element und übernahm die Führung. Auf einer Karte hatten wir gesehen, dass nach einigen hundert Metern unser Weg einen Flusslauf kreuzen sollte, allerdings vereinigten sich eher beide miteinander, sodass wir von einem Stein auf den Anderen springen mussten, bis wir nach etwa 400m das rettende trockene Ufer erreichten. Der Fluss begleitete uns auf unseren gesamten Weg nach Unten. Etwa bei der Hälfte des Weges warteten wir auf die Anderen, die einige Minuten hinter uns waren. Zusammen setzten wir unseren Weg fort und erreichten schließlich einen kleinen, aber leider auch langweiligen Wasserfall. Gegen 16.30 Uhr waren wir zurück in der Wanderstation und fuhren zurück nach Shunjuku, wo wir kurz vor 18 Uhr eintrafen.

Schnell zurückgehuscht und fertig zum Dinner, es gab dieses Mal wieder Tenpura (für mich mit warmen Udon), danach war ein kurzes shoppen angesagt und schließlich gingen wir zurück zum Wohnheim.

Fotos vom Takao haben mich noch nicht erreicht, ich werde beizeiten schauen ob ich welche nachliefern kann.

Gruß,
Euer Phil

Kommentare

  1. Okonomiyakiiii~!!! Yamyamyam... ^^

    Dein Blogg fetzt! Bin jetzt einmal drüber geflogen und du klingst ganz glücklich. Freut mich sehr. Vor allem dein Essen macht mich neidisch...

    Ich selber bin gestern Nachmittag im guten alten Halle wieder angekommen. Durfte erstmal Wohnung putzen. *seufz* Und jetzt erwarten mich Hausarbeiten und Klausuren.....oh joy!

    Wann geht's bei dir mit Uni los? Wie ist's Wetter? Wie viel größer als die Menschen in deiner Umgebung bist du?
    Und beschreib doch mal dein Wohnheim! :)

    Halt die Ohren steiff!!

    Bis bald,
    Ireny

    AntwortenLöschen
  2. Lasst euch nicht wegwehen, Phil. Wann machen wir mal wieder eine Skypesession??? Ich muss dir was Emmerstedtmäßiges erzählen ^^

    AntwortenLöschen
  3. Der unterhaltsame Wanderweg hat mich doch grad stark an den steinigen Abgrund auf Kursfahrt erinnert, wo dann alle knöcheltief zwischen Wasser und Kieselsteinen standen (kurz nach der Kuh, wenn Du das noch weißt ;) ). Als ich den Satz gelesen hatte "Der Mann war weg, aber daran konnten wir auch nichts ändern".. dacht ich erst so "Jawoll. Das nenn ich mal konsequent" :D
    Ich brauch kein Buch zu lesen... Deine Einträge hier sind wunderbar!

    AntwortenLöschen
  4. Ja, hat er mich auch. Habe einigen auch gleich davon erzählt ;) Und natürlich weiß ich das noch!

    Naja was sollen wir den suche, wir sind alles erwachsene Menschen, muss halt jedes Mitglied dass sich von der Herde trennt alleine klarkommen ^^

    Danke, ich geb mir alle Mühe das Niveau beizubehalten!

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts