Lange habe ich überlegt nach Kyoto zu fahren, meine japanischen "Traumstadt", in die ich immer wollte seit ich mit meinem Studium angefangen habe. Irgendwann während der Ferien wollte ich fahren, doch kam es nie zu einer wirklich exakten Planung. Vor etwa zwei Wochen dann habe ich mit Louis geskyped, der gerade in Nagasaki war und wir haben uns dann recht spontan entschieden, uns in ein paar Tagen in Kyoto zu treffen. Der Tag war schnell gefunden, ein günstiges Hostel (Bakpak Hotel) für 5 Nächte sowie ein Ryokan (Gaststätte in japanischen Stil) für die letzte Übernachtung auch, beides zusammen für rund 200 Euro pro Person. Um von Tokyo nach Kyoto zu kommen habe ich mich für einen Nachtbus entschieden, die günstigste wenn auch längste Reisevariante, welche mich etwa 45 Euro gekostet hat. Innerhalb einer Stunde war alles gebucht, geplant und besprochen und danach war ich erstmal einen Moment ein wenig baff, wie schnell es ging. Die nächsten Tage setzte ich mich immer wieder hin und recherchierte brav, was man denn in Kyoto so machen könnte. Das die "Stadt der Tempel" ein reichliches Angebot an kulturellen Gegebenheiten hatte war wohl klar. Schließlich habe ich mir mein Notizbuch geschnappt und die für mich am wichtigsten und/oder interessantesten Orte aufgeschrieben.
Am Abend des 26.02 war es dann soweit, ich packte meinen Rucksack (ganz nach dem Motto "travel light") und zog los in Richtung Ikebukuro und Sunshine City, von wo aus mein Bus losfahren sollte. Ich kam zeitig an und schaute mich in mittlerweile recht verlassenen Sunshine City noch ein wenig um (die meisten Läden, außer den Restaurants waren bereits geschlossen), schoss einige wenige Fotos und aß noch etwas. Sonderlich spannend war es allerdings nicht, nur eines will ich hier präsentieren:
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| Italienisches Restaurant mit typischem und sinnvollem Namen ;) |
Pünktlich wie nur Japaner sind, erschien der Bus auf der Bildfläche und ich stieg ein - alles ohne Probleme - und los ging es. Der Bus hielt noch zwei weitere Male im Bereich Tokyo um Passagiere nach Osaka oder Kyoto mitzunehmen und als alle drin waren, ging das Licht aus und es wurde kollektiv geschlafen. Zwei Zwischenstopps haben wir dann noch gemacht, beide an Raststätten und früh am Morgen des 27.02 erreichten wir Kyoto. Die Stadt begrüßte mich mit Schnee und eisiger Kälte.
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| So sehen Bahnhöfe in Japan aus! |
Ich ging zum nahen Kyoto-eki (Bahnhof) und wartet dort auf Louis' Ankunft, was etwa eine Stunde dauerte. Zusammen machten wir uns auf den Weg um unser Hotel zu finden, was sich als nicht sonderlich schwer herausstellte. Etwa gegen 10 Uhr tauchten wir dort auf und erfuhren, dass der check-in erst ab 15 Uhr möglich sei, wir aber unser Gepäck gerne in der Lounge stehen lassen durften. Also luden wir unsere Sachen ab und machten uns gleich auf, die Umgebung etwas zu erkunden und die ersten Tempel und Schreine zu besuchen.
Nochmal zur Erklärung: Tempel bedeutet Buddhismus, Schrein bedeutet Shintoismus. Die japanischen Begriffe dafür lauten お寺 (O-tera) und 神社 (Jinja).
Unsere Tour an diesem Tag ging dann zum nahegelegenen 清水寺 (Kiyomizu-dera), einem der größten und berühmtesten Tempel Kyotos. Auf dem Weg dorthin sind wir auch am 八坂神社(Yasaka Schrein) vorbeigekommen sowie durch das Geisha-Viertel 祇園 (Gion) gelaufen. Die Gegend um den Kiyomizu-dera nennt sich 東山 (Higashiyama) und biete viele kleine Läden und Lokale, die sich alle in alten japanischen Gebäuden befinden und neben Touristenkram und Kitsch auch wirklich schöne Sachen verkauft haben. Ich habe an diesem Tag bereits sehr viele Fotos gemacht und werde wie immer nur eine Auswahl hier hochladen, die restlichen (oder zumindest mehr) gibt es dann auf Facebook.
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| Eingang zum Yasaka Schrein |
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| Ein Tempel in Higashiyama |
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| Higashiyama |
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| Große Treppe des Kiyomizu-dera |
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| Zwei Maiko und ich :) |
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| Dieses 大 da ist das "Daimonji" welches zum O-bon fest am 16. August angezündet wird |
Nach dieser Tour sind noch zum 三十三間堂 (Sanjusangendô) gegangen, der dafür berühmt ist, dass er 1001 buddhistische Statuen beherbergt, die größtenteils aus der Kamakura zeit (1185-1333) stammen, sowie Statuen der 28 Wächter (Himmlische Generäle) und die beiden Götter (Fujin und Raijin), den Wind- und den Donnergott. Zudem war der Tempel einst (1604) Schauplatz eines Duells zwischen Miyamoto Musashi und Yoshioka Denshichiro (erstgenannter ist der berühmteste Schwertmeister Japans). Das Fotografieren der Statuen war leider verboten, so dass ich nur einige Bilder der Außenanlage gemacht habe. Für mich war dieser Besuch eines der Highlights meines Aufenthaltes, da ich mich sehr für die japanischen Religionen und die Geschichte interessiere und viele neue Eindrücke erhalten habe und dem Verständnis dieser Kultur wieder einen Schritt näher gekommen bin.




Danach sind erst einmal etwas Essen gegangen und dann anschließend zurück zum Hotel, da es mittlerweile Zeit fürs check-in war. Der Manager, übrigens ein tätowierter, punkiger Typ namens Yuugo zeigte und unser Zimmer und gab uns den Schlüssel sowie den Türcode für die Hoteltür und wir gingen nach oben. Erste Überraschung: keine zwei Betten, sondern ein großes Bett mit nur einer Decke. Da hieß es wohl kuscheln ... (war letztlich ok, das Bett war breit genug ^^'). Nach einer kurzen Ruhepause sind wir dann gegen frühen Abend noch einmal losgezogen und sind in den moderneren Teil der der Stadt gegangen: Der Bereich wo es die ganzen Izakaya, Läden, Lokale, Restaurants und Pachinko (Spielhallen) gibt. Alles in allem war es von Tokyo nicht sehr unterschiedlich, nur etwas kleiner, leider und langsamer. Wir sind recht lange herumgelaufen, haben eine große überdachte "Markt-Passage" gefunden die sich (Teramachi) nannte und haben schließlich ein nett erscheinendes Lädchen aufgesucht, wo es verschiedene (Don, also Schalen mit Reis und Fleisch sowie Gemüse drauf) gab. Dann wieder zurück ins Hotel, noch etwas in der Lounge gesessen aber bald zum Schlafen nach oben, da wir beide wegen der halben Nacht auf dem Weg nach Kyoto doch noch recht geschafft waren. Als wir dann das Licht ausgemacht haben kam es zur zweiten Überraschung: die Neonröhre an der Decke gab immernoch Licht ab, und zwar in Form eines grünen Glühens. Nicht so stark, aber etwa so wie eine Lavalampe. Dieses Glühen hielt übrigens mindestens 2 Stunden und hat sich jede Nacht wiederholt. Wir gewöhnten uns daran ;)
So, damit schließe ich den ersten Teil meines Kyoto-Reiseberichts und werde dann morgen die nächsten Schreiben. Es gibt noch viel zu berichten! ;)
Das klingt ja sehr enthusiastisch... ^^
AntwortenLöschenHast du denn im Kiyomizu auch brav was vom Lernwasser getrunken?
Ahhh, also ist das Lernwasser auf dem Bild, wo die Damen mit ihren Kellen stehen? Wollte grad fragen, welche Bewandnis das ganze hat. So wie du schreibst und wie man dich dann auf den Bildern sieht, merkt man, wie gut es dir dort geht und wie wertvoll das ganze für dich ist. Schön zu sehen und zu lesen, dass dir das ganze so viel Freude und Erfahrung bereitet! :)
AntwortenLöschenDie Neonröhren :D vl. ist das eine Art beabsichtigtes Notlicht ^^. Ich muss dir mal wieder ausführlich schreiben, hab als Stress in der Schule. Sieht aber alles ganz schön pompös aus mit den Tempeln. Ich hab in ner Vorlesung gehört, dass recht viele anlagen zerstört wurden, ist die heil geblieben oder wurde das alles restauriert?
AntwortenLöschenLg Tom
@Kitty: Lernwasser? Das wusste ich garnicht :D
AntwortenLöschen@Bibi: normalerweise gibt es diese Becken vor dem Tempel und man wäscht sich da die Hände einmal als symbolische Reinigung. Es war auch wirklich eine richtig tolle Woche :)
@Tom: Wir haben schon gescherzt das ein rotes Licht ja eigentlich auch geil wäre ;) Dann schreib mir mal ausführlich ne Mail wenn magst und Zeit findest. Ja das stimmt auch, meistens durch Feuer oder Erdbeben, manchmal auch durch menschliche Hand (Krieg etc.). Fast jeder Tempel/Schrein wurde mindestens einmal restauriert.
Bibi hat das schon recht erkannt, das auf dem Bild sind die drei 'Wunderwasser' des Kiyomizu... Eines ist für Schönheit und eines für Bildung, aber an das dritte kann ich mich leider nicht erinnern. ^^°
AntwortenLöschenIn dem Tempel stehen auch die zwei Liebes-Steine, oder? 0.o