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Montag, 31. Dezember 2012

Nach langem Schweigen ...

Hey Leser (so es euch noch gibt),

ich hatte lange Zeit keine Lust mehr zu schreiben. Die ersten Tage nach meiner Rückkehr war ich ein wenig matschig und danach ging es recht bald wieder an mit dem normalen Alltag, da hab ichs dann auch gerne mal vergessen dass mein Japanblog noch keinen schönen Abschluss gefunden hat.

Mein Rückflug lief ohne große Probleme, Tomio hatte mich nach Narita (Stadt) begleitet wo wir noch eine Kürbisflasche für mich kaufen wollten. Zum Flughafen bin ich dann alleine weiter, mit Jacke and, Rucksack, Laptop-Tasche und Koffer bei 35° und 70% Luftfeuchtigkeit, yeah!

Danach lief alles glatt, das einchecken in Narita komplett auf Japanisch war kein Problem, die Damen waren sogar so nett mein Gepäck als "besonders wichtig" zu markieren, damit das umladen an den Umsteigeflughafen Priorität hatte. Mein erster Flug war recht kurz, es ging rüber nach China auf den Shanghaier Flughafen. Der ist übrigens riesig und Topmodern. Auf dem Flug dahin konnte ich noch ein paar Fotos aus dem Fenster heraus machen, unter anderem vom Fuji!



Schließt da das eine das andere aus? ;)


  


In Shanghai hatte ich dann rund 4h Wartezeit, die gingen aber vergleichsweise schnell rum. Dann kam der lange Übernachtflug, rund 10h nach Paris, Charle-de-Gaulle. Da ich als fast einziger in dem fast vollen Flieger keinen Sitzpartner hatte, konnte ich mich auf meinem Doppelsitz ganz gut breit machen. Geschlafen wurde ungefähr im Stundenrhythmus, beim Essen gab es die Wahl zwischen chinesischem, japanischem und amerikanischem Menü.

In Paris hatte ich nur knapp eine Stunde zum Umsteigen, außerdem war ein Wechsel der Fluggesellschaft dran, was auch immer mal zu Problemen führen kann. Zum Glück lief auch hier alles glatt, ich eilte durch den riesigen und hektischen Flughafen, und erreichte mein Gate, als dieses gerade geöffnet wurde.

Vorm Einsteigen kramte ich noch schnell mein deutsches Handy heraus um meiner Mutter mitzuteilen dass ich gut in Paris angekommen bin, da ich aber noch so an die Bedienung meines japanischen Handys gewöhnt war wurden aus einer geplanten Nachricht dann drei, wovon die erste schlicht "bin" lautete. Zurück kam ein "gut zu wissen ;)".

In Berlin wurde ich schließlich nicht mit Pauken und Trompeten, aber mit wehendem Banner empfangen und wir machten uns dann bald auf den Rückweg.




Mittlerweile sind rund 5 Monate vergangen (wow!) und mein 7. Semester an der MLU in Halle neigt sich bereits wieder seinem Ende entgegen. Die Zeit seit Japan ist geprägt von Stress mit dem BAföG Amt, einigen Willkommensfeiern mit Familie und Freunden, meinem Neu-Einzug in meine jetzige WG und meinen Philosophie Kursen, die ich mir freiwillig gesucht habe um meinen Wochenplan voll zu kriegen.
Ansonsten hab ich wieder gut, und vor allem recht schnell eingewöhnt und werde den Bachelor bald beendet haben. Was danach kommt wird sich zeigen, aber vielleicht werde ich darüber ja hin und wieder berichten ;)

Samstag, 28. Juli 2012

Fujisan

Der Fuji ist der bekannteste und höchste Berg ganz Japans: er ist 3776m hoch und ein beliebtes Motiv zahlloser Bilder und Kunstwerke.




Und eben diesen Berg galt es verganenes Wochenende zu besteigen. Wir, das heißt Louis, Thomas, Peter, Friso und ich, sind am Samstag Abend gegen 18 Uhr aufgebrochen und haben den Highway Bus von Shinjuku aus genommen, der uns zu 吉田五合目 (Yoshida-gogome) brachte, der 5. Station am Fuji von der normalerweise die Wanderung zur Spitze beginnt. Sie liegt etwa bei 2300m Höhe sodass noch eine gute Strecke an Höhenmetern zur Besteigung übrig bleibt.
Etwa gegen 22 Uhr kamen wir dann an, es war stockduster und alles voller Japaner und Touristen. Der Fuji ist halt beliebt, vor allem am Wochenende! Ohne große Umsschweife machten wir uns auf den Weg, die Stirnlampen umgeschnallt und angemacht, und ihn meinem Fall mit Wanderstab in der Hand. Unser Ziel: von der Spitze den Sonnenaufgang sehen!


Peter und Louis

Louis, Friso und Peter

Louis, der wie immer mehr als ausreichend vorbereitet war, gab uns ab und an die Temperatur durch, als wir nach oben stiegen. Waren es beim Aufbruch in Shinjuku noch rund 28°, ging es aufgrund der Höhe schnell nach unten_ etwa 20° auf der 5. Station, als wir dann die 7. Station nach etwa zwei Stunden Aufstieg erreichten waren es nur noch 10°.

Wir kämpften uns weiter bis zu den diversen 8. Stationen (es gibt mehrere Hütten mit derselben Bezeichnung, keine Ahnung warum) und eine etwas längere Pause einlegen wollten, war es bereits 2 Uhr morgens und wir waren seit 4 Stunden unterwegs, hatten etwa 1000 Höhenmeter geschafft und weitere 700 vor uns. Die Bilder der Nacht seht ihr hier:

dunkel ...

Sterne! Zum ersten Mal in Japan welche gesehen!

Blick aufs Wolkenmeer

Wie Pahntomdörfer glühen die Stationen auf dem Weg nach oben

Auf der 8. Station setzten wir uns also hin und wollten etwas essen, in meinem Fall hat aber mein Magen wegen Unterkühlung dermaßen Probleme gemacht, dass ich nur zwei Happen nehmen konnte und dann lieber aufhörte. Unsere Kleidung war komplett durchgeschwitzt, was bei mittlerweile 5° Kälte doch für erhebliche Probleme sorgte. Louis, Thomas und Friso, die richtige Thermal-Wanderkleidung an hatten ging es deutlich besser als Peter und mir, sodass wir zwei uns entschieden, eine Pause auf der Station einzulegen und dann etwas später nachzukommen. Die anderen drei gingen also voraus. Wir bezahlten den unverschämten Preis von 7000 Yen (70 Euro) und blieben etwa 2 Stunden im Dämmerzustand in der Station, bis wir uns entschieden weiterzuziehen um möglichst hoch zu sein, wenn die Sonne aufging. Wir schafften es innerhalb einer Stunde zur neunten Station bei rund 3500m und sahen auch den Sonnenaufgang, der jedoch durch die wieder höher gekletterten Wolken etwas verdeckt war. An der 9. Station habe ich dann schließlich aufgegeben, da die Probleme mit Kälte und dünner Luft dann doch zu viel waren und Peter entschloss sich nach langem Überlegen, den Weg zur Spitze zu versuchen. Ich ging also alleine Bergab zurück zur 5. Station.




Das ist der Fuji - ziemlich häßlich

Und das war unser Weg. Ernsthaft.

Das natürlich auch :)

Auf dem Weg nach unten fing es an zu regnen, und obwohl ich wegen dem Licht dieses Mal meinen Weg sehen konnte, brauchte ich dennoch wegen den rutschigen Steinen rund drei Stunden bis zur 6. Station. Dort gabelte sich der Weg: einmal führte er hoch zur Spitze (den ich natürlich runterkam), einmal konnte man dem Yoshida Trail folgen und einmal zu irgendeiner Station, deren Name mir nicht bekannt vorkam. Ich folgte natürlich dem Yoshida Weg. Dies stellte sich jedoch als fataler Fehler heraus, denn obwohl der Weg sehr viel hübscher war als der bisherige, war er falsch.

völig andere Welt


Nebel im Tal

Ich lief viel zu weit hinunter, fast bis zur vierten Station und traf dann auf zwei sehr nette und hilfsbereite Japanerinnen, die mir den richtigen Weg zeigten. Trotzdem kostete mich dieser Umweg etwa zwei weitere Stunden.
Als ich dann gegen halb zehn bei der Yoshida Station ankam, musste ich feststellen, dass die Busse nach Shinjuku um 10 und 11 Uhr beide ausgebucht waren, sodass ich bis um 12 Uhr warten musste. Allerdings war ich nicht der einzige mit diesem, sondern ich traf ein bunte Gruppe die sich hier zufällig getroffen hatte: eine Deutsche, ein Russe mit Freundin, ein Japaner und ein Italiener. Durch Pech und Schicksal vereint, setzten wir uns zusammen in eines der Lokale, tranken etwas warmen Tee und bekamen die Zeit recht schnell rum.
Nach einer Weile entschlossen sich vier von ihnen, die langsameren Lokalzüge zu nehmen anstatt weiter zu warten, sodass der Italiener (Flavio) und ich zurückblieben und weiter auf unseren Bus warteten. Danach klappte alles reibungslos: einsteigen - einschlafen - in Shinjuku aufwachen und dann weiter nach Hause.

Montag, 23. Juli 2012

Die spinnen, die Japaner!

Die Überschrift ist natürlich eine Homage an Obelix, der solches über die Römer (und viele andere) zu sagen pflegt, in meinem Fall aber bezieht es sich auf einen Unterricht, den ich heute hatte.

Da wir letzte Woche bereits die Klausur geschrieben haben, und 90 Minuten für die Besprechung derselben viel zu lang sind, hatte sich unsere Lehrerin gedacht dass es nett wäre, uns ein paar Auschnitte aus japanschen "dorama" (Dramen) zu zeigen.

Von dem ersten Ausschnitt möchte ich nun kurz berichten: die Hauptfigur war ein klischeehafter, etwas tölpelhafter Japaner auf Jobhunting, der in einem Supermarkt mit einer hübschen jungen Frau zusammenstößt. Als er sich entschuldigt, fängt sie an zu weinen weil er offenbar dieselbe Stimme hat wie ihr verstorbener Freund. Wer jetzt den Auftakt zu einem interessanten Liebesdrama erwartet liegt allerdings weit daneben.
Aber der Reihe nach. Sie gehen danach zusammen in ein Restaurant und sie macht ihm einen Vorschlag: sie hatte mit ihrem Freund jeden Morgen und jeden Abend telefoniert und würde nun gerne mit dem anderen Mann auch tun, allerdings muss er dabei den Namen ihres toten Freundes benutzen und auch so tun, als wäre er dieser. Natürlich lässt er sich darauf ein und so telefonieren sie jeden Tag zweimal. Sie schickt ihm bald darauf einen Brief mit Lebenslauf, Bild und Infos zu ihrem totem Freund und außerdem eine Notiz, dass sie ihn nicht sehen will sondern nur mit ihm telefonieren möchte. Er lässt es mit sich machen. Als er kurz darauf eine Erkältung hat, schickt sie ihm ein Paket mit Medizin und einem weiteren Zettel, auf dem "声に気をつけってください" steht, eine Abart von "体に気をつけってください". Während das zweite dem deutschen "Gute Besserung/Achte auf deine Gesundheit" entspricht, ist das erste mehr "achte auf deine Stimme (und der Rest ist mir egal)". Ab dem Punkt wird er dann langsam etwas sauer und versucht sie aufzusuchen. Was liegt also näher als ihr nachzuspionieren? Dabei entdeckt er, dass sie sich offenbar mit einem anderen Mann trifft, und verfolgt die beiden zu ihrem Appartement und stellt sie zu Rede. Es stellt sich heraus, dass der andere Mann ihr Freund ist, der nur eine Operation am Hals hatte und jetzt eine andere Stimme hat. Die beiden prügeln sich, bis sie dann einschreitet und schließlich finden sie einen Kompromiss: Sie nimmt quasi beide als Freunde, wobei der Alte nicht mehr sprechen darf, da dass der Neue für ihn tut. Ende.

Jetzt mal ganz im Ernst: was für ein Schwachsinn?!

Ach ja: der Bericht zur Fuji-Besteigung kommt demnächst!

Dienstag, 10. Juli 2012

Tanabata (Sternenfest)

Am 07.07 findet in Japan das 七夕 (Tanabata) statt, das sogenannte "Sternenfest". Dabei gibt es zwei Traditionen: zum einen kleiden sich die Japaner in einen Yukata (浴衣 - leichte Sommerkimono aus Baumwolle) und sie schreiben ihre Wünsche und Hoffnungen auf kleine Zettel und hängen diese dann an einen Bambusbaum.

Diese ursprünglich aus China stammende Legende vom Sternenfest geht in etwa so: "Orihime, die Tochter des Himmelsgottes, war eine fleißige Weberin. Um ihr Abwechslung von der Arbeit zu geben, wurde sie von ihrem Vater mit dem Rinderhirten Hikoboshi verheiratet. Sie waren so verliebt, dass beide darüber ihre Arbeit vergaßen – die Rinder wurden krank und der Himmelsgott bekam keine neuen Kleider mehr. Darüber war er so erbost, dass er Hikoboshi auf die andere Seite des großen Flusses (die Milchstraße) verbannte. Weil sie aber vor Kummer immer noch nicht arbeiten konnten, dürfen sie sich einmal im Jahr treffen – an Tanabata. Wenn es an diesem Tag regnet, ist der Fluss zu breit und zu tief und kann nicht überquert werden."
Die Namen der beiden bedeuten übrigens "männlicher Stern" sowie "Weberprinzessin". Den beiden werden auch die Sterne Altair und Wega zugeordnet, welche beide in der Michstraße liegen. Zusammen mit dem Stern Deneb bilden sie das "Sommerdreieck", welches Anfang August am hellsten strahlt und vermutlich mit der Begründung der Legende zusammenhängt.

Kento und Ben

typische Auswahl an Männer-Yukata


Jenny durfte spontan Model spielen

Ja, da waren wir auch drin ... sehr kitschig!

Die Beute des Tages
Weil wir natürlich auch beim Tanabata mitfeiern wollten, bin ich dann am Samstag davor (30.06) zusammen mit Kento (von der Waseda) sowie einem Haufen an Hallenser Studenten nach Harajuku gefahren, um einen Yukata samt Obi (Gürtel), Geta (Holzsandalen) und Sensû (Fächer) zu kaufen.

Die Geta sind übrigens genauso unbequem wie sie aussehen: ich bin damit am Samstag nach Ueno gefahren, und rund 3 Stunden herumgelaufen, danach hat es mir echt gereicht. Leider hatten wir Pech mit dem Wetter, sodass ich vom Fest - welches auch etwas unspektakulärer war als ich erwartet hatte - nur wenige Fotos gemacht habe.




Ich hatte eigentlich gehofft, das wir Abends noch gehen würden, und dann vielleicht zu einem Schrein oder Tempel, wo die Atmosphäre vielleicht auch besser gewesen wäre, aber so war es auch ganz nett. Theoretisch hätte man am Ende der Straße auch den Tokyo Sky Tree in den Himmel ragen sehen können, aber da es zu neblig war ist er nach etwa 100m einfach verschwunden.

Donnerstag, 7. Juni 2012

Mittelalterliches Dorf in Kawasaki

Am 26.05 (Samstag) habe ich zusammen mit Katharina ein Mittelalterliches Dorf in der Nähe der Senshu Universität besucht. Das ganze nannte sich 日本民家園 (Nihon Minkaen - Link).
 Es ist etwa 10-15 min zu Fuß von der Station Mukogaoka-Yuen entfernt.

Am Eingang gibt es ein kleines Museum, wo verschiedene Gegenstände des alltäglichen Lebens gesammelt und ausgestellt wurden. Und mit "klein" meine ich, dass es im Grunde nur ein Raum war in dem eine Runde drehen konnte, bis man dann durch Schilder nach draußen verwiesen wurde.
Hinter dem Museum erstreckte sich dann ein Dorf, in dem sich mehrere Nachbauten von Häusern berühmter Familien und einfachen Leuten aus verschiedensten Zeitepochen befanden. Darunter befanden sich zum Beispiel ein Herrenhaus einer reichen Kaufmannsfamilie, diverse Häuser wie sie Bauern und Farmer besaßen sowie ab und an kleine Schreine oder Arbeiterhütten. Eingebettet war das ganze in eine Art Park mit sehr vielen Bäumen, und kleine Waldabschnitte trennten verschiedenen Bereiche des Dorfes voneinander ab. Fast alle Häuser konnte man betreten und von Innen betrachten, auch wenn man bei manchem nicht den alle Bereich begehen durfte. In jedem Haus hingen außerdem Schilder mit Erklärungen auf Japanisch und vergleichsweise gutem Englisch, sowie kleinen Zeichnungen und Skizzen. Einige der Häuser werden wohl auch wirklich benutzt, etwa für Teezeremonien oder Feiern mit besonderer Atmosphäre.

Da wir ziemlich Glück mit dem Wetter hatten, konnte ich auch einige gute Fotos schießen - die seht ihr wie immer weiter unten.
Von der Geschichte der einzelnen Häuser weiß ich natürlich nicht mehr allzu viel zu berichten, da sie sich alles in allem doch recht ähnlich waren. Teilweise wurden auf den Schilder auch nur besondere Bautechniken dargestellt, welche das Haus zu etwas Besonderem machen sollten. Das Herrenhaus der Suzuki Familie, welches wir als allererstes betreten haben hatte etwas mehr an Informationen zu bieten, zum Beispiel wodurch die Familie ihr Geld verdient hat und dass sie zwischendurch so wohlhabend waren, dass jedes Familienmitglied (selbst die Kinder) eine eigene Magd hatte.

Links das Museum, geradeaus das Dorf



Ein separater Stall - eher selten (sonst ins Haus integriert)



Innenleben (leider etwas dunkel)

Ein langes Farmerhaus

Kleine Nutzgärten hab es auch




Da wuchert was auf dem Dach!